Mit Haut und Haar - Herman H. ter Meer
Das Naturkundemuseum Leipzig holt mit dem Niederländer Herman H. ter Meer den wohl berühmtesten Revolutionär der modernen Tierpräparation ins Rampenlicht.
Unsere weltweit größte Sammlung seiner Tierpräparate und Plastiken offenbart faszinierende Momentaufnahmen des Lebens in einzigartiger Naturtreue.
Zentrales Thema im neuen Naturkundemuseum
In der Sammlung des Naturkundemuseums Leipzig befinden sich 241 ter Meer-Präparate, sowie 67 Kleinplastiken. Somit besitzt das Leipziger Naturkundemuseum den größten zusammenhängenden Fundus seines Schaffens.
Die ter Meer Sammlung wird in der zukünftigen Dauerausstellung des Museums einen besonderen Platz einnehmen. Voraussetzung dafür ist die komplette Überarbeitung und Restaurierung der Bestände. Nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch ein großer Zeitaufwand und die finaniellen Mittel werden dazu gebraucht.
Professionalisierung eines Berufsstandes
Auch heute noch, nach so langer Zeit, sind die Arbeiten ter Meer´s, was Lebendigkeit und Ästhetik betrifft, beeindruckend. Mit seiner vor allem für Großtiere entwickelten Präparationsmethoden erlangte er Anfang des letzten Jahrhunderts bahnbrechende Leistungen im Bereich der Dermoplastik. Ihm war es möglich ein wirkliches Abbild von denen in der Natur lebende Arten zu schaffen. Durch seine hervorragenden anatomischen Kenntnisse, durch Akribie und Kontinuität, gelang es ihm ästhetische Werke in der Dermoplastik herzustellen, die einem hohen qualitativen und künstlerischen Anspruch gerecht werden. Er ist mit seiner Präparationsmethode ein Wegbereiter der modernen Präparation und war vielen Präparatoren und Dermoplastikern ein Vorbild und ist es bis heute geblieben. Hermanus Hendrikus ter Meer ein Vorbild im Neudenken um die Dermoplastik, ein erster wirklicher Pionier in diesem Fach, ein Mann von internationalem Rang.
Ein Revolutionär der modernen Präparation
Hermanus Hendrikus ter Meer wurde als eines von fünf Kindern am 16. Dezember 1871 in Leiden, Niederlande geboren. Sein gleichnamiger Vater, sein Onkel, sein Großvater und Urgroßvater waren alle zoologische Präparatoren. Somit wuchs Hermann in einem präparatorischen Familienumfeld auf, welches für seinen späteren Beruf prägend war. Er wurde von Kind an mit präparatorischen Dingen konfrontiert und mit dem Umgang darum vertraut. Seine Grundausbildung erhielt er vom Vater, welcher ihn nach Stuttgart zu Friedrich Kerz schickte. Stuttgart galt damals als Zentrum "innovativer Wirbeltierpräparation". Am 1. Februar 1895 wurde H. H. ter Meer als Präparator am Reichsmuseum für Naturgeschichte in Leiden angestellt. Zu dieser Zeit arbeiteten sein Vater als erster Präparator und sein Onkel im Museum.
1899 Heiratete er die Belgierin Lily Mataré und fünf Jahre später wurde ihre Tochter Edith geboren.
Nach der Pensionierung von Vater und Onkel im Jahr 1900 rückte Hermann auf die Stelle des ersten Präparators.
Durch Publikationen über die Vorkonservierung von Jagdtrophäen, Verpacken und Versenden an den Präparator, sowie über Beiträge seiner Präparationstechnik und nicht zuletzt durch den hohen Eigenanspruch an Qualität seiner Arbeiten wurde er bei internationalen Museen, bei Jägern und Privatsammlern bekannt. Bereits 1901 forderte ter Meer eine Neuorientierung für das gesamte Präparatorische Berufsbild, beginnend mit einer höheren Schulbildung und einer weiterführenden gründlichen Ausbildung. Diese Forderung sollte für ihn wesentlicher Lebensinhalt werden.
Hermann ter Meer konnte eine Anerkennung seiner dermoplastischen Arbeitsweise nur mit Hilfe museumsreformisch eingestellter Persönlichkeiten erreichen; die Direktion des leitenden Museums jedoch genehmigte nur wenige aufgestellte Präparate. Als Konsequenz aus der für ihn unbefriedigenden Situation fasste ter Meer den Entschluss, sein Land zu verlassen und sich eine Wirkungsstätte zu suchen, wo er bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessenere Würdigung seiner Leistungen erwarten durfte. So entschloss er sich, dem Ruf der Universität Leipzig zu folgen. Die Tatsache, dass der damalige Leiter des Zoologischen Instituts und Museums Carl Chun international hoch angesehen und als Förderer der dermoplastischen Präparation bekannt war, beeinflusste ter Meer in seiner Entscheidung mit Sicherheit. Darüber hinaus erwarteten ihn in Leipzig vielseitige und anspruchsvolle Aufgaben, denn Chun brachte 1899/1900 als Leiter der ersten Deutschen Tiefseeexpedition "Valdivia" eine Fülle von interessantem Tiermaterial mit.
Am 1. Oktober 1907 trat ter Meer seinen Dienst als Inspektor am Zoologischen Institut der Universität Leipzig an.
Wenngleich mit Hermann H. ter Meer eine Tierbildnerdynastie in den Niederlanden endete, begann in Deutschland mit ihm die Ära europäischer Dermoplastik. In seiner 26-jährigen Tätigkeit in Leipzig entstanden zahlreiche Dermoplastiken vorwiegend für das Institut, aber auch für Privatkunden, für Museen im In- und Ausland sowie Übersee. Als Lehrmeister unterrichtete er nachweisbar 15 Schüler, die teilweise an renommierten Häusern arbeiteten und selbst meisterliche Werke schufen.
Am 9. März 1934 verstarb Hermann H. ter Meer im Alter von 62 Jahren. Seine Beisetzung fand am 15. März auf dem Leipziger Südfriedhof statt.