Nordafrikanische Skorpione liefen über grüne Wüsten und ausgetrocknete Meere
Wissenschaftliche Abteilung
- Wirbellosen-Zoologie
Veröffentlichungsdatum
13.03.2021
Inhalt
Im Fokus der Untersuchung stand ein bestimmtes Gen (Cytochrom-Oxidase I - Genfragment), das bekannt ist für seine schnelle Evolution. Anhand der Mutationen auf diesem Gen ließ sich rekonstruieren, wann welche Linien und Populationen wahrscheinlich entstanden sind.
Skorpione auf dem Landweg durch das Mittelmeer
So zeigte sich, dass die Trennung von europäischen und afrikanischen Vertretern der Gattung wahrscheinlich vor 5 bis 6 Millionen Jahren stattfand. Zu dieser Zeit war das Mittelmeer teilweise oder sogar ganz ausgetrocknet und Nordafrika mit Südwesteuropa verbunden. Vermutlich konnten die Vorfahren der heutigen Buthus-Arten in dieser Zeit nach Europa gelangen. Als das Mittelmeer wieder anstieg, wurden beide Kontinente getrennt und die Skorpione in Afrika und Europa entwickelten sich unabhängig voneinander.
Indizien für eine grüne Sahara
Ein zweites Ergebnis war, dass Skorpione aus dem Atlasgebirge in Marokko und Skorpione aus dem fast 1500km entfernten Hoggargebirge in Algerien sehr nahe miteinander verwandt zu sein scheinen. Eine Theorie dafür ist die Green-Sahara-Hypothese. Diese besagt, dass die Sahara in der Vergangenheit mehrfach viel feuchter und grüner gewesen sein könnte, sodass die beiden Gebirge über viel lebensfreundlichere Landwege verbunden waren. Das könnte eine Erklärung für die nahe Verwandtschaft sein. Grundsätzlich zeigte die Studie, dass die genetische Vielfalt von Skorpionen der Gattung Buthus in den Nordafrikanischen Hochgebirgen enorm hoch ist. Das liegt wahrscheinlich an der starken Fragmentierung solcher Lebensräume. Plateaus, Täler, Schluchten und Steilhänge sorgen dafür, dass sich viele abgeschlossene Kleinlebensräume bilden, in denen über lange Zeiten auf Grund von Isolation neue Arten entstehen können.
Weitere Informationen
Die englische Originalpublikation von Robert Klesser, Martin Husemann, Thomas Schmitt, Pedro Sousa, Abdelhamid Moussi und Jan Christian Habel finden Sie unter mit dem Titel "Molecular biogeography of the Mediterranean Buthus species complex (Scorpiones: Buthidae) at its southern Palaearctic margin".